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Ideen für mehr Natur im Garten

Inhalt

  • Einleitung

  • Büsche und Naturhecken

  • Staudenbeete

  • Blumenwiesen

  • Trockenstandorte

  • Empfehlenswerte Literatur

Einleitung

Die folgenden Informationen und Vorschläge basieren vorwiegend auf Erfahrungen, die ich in unserem jetzigen Garten in der Region Basel in den letzten fünf Jahre machen konnte. Es sollen hier bloss ein paar Vorschläge und Anregungen dargestellt werden. Umfassende Informationen und Anleitungen findet man in den für mich sehr hilfreichen Broschüren und Bücher, die im Abschnitt ‘Empfehlenswerte Literatur’ aufgelistet sind.

 

Zu Beginn möchte ich meine wichtigsten Kriterien für einen naturnahen Garten darlegen:

  • Er soll vorwiegend Pflanzen enthalten, die in der betreffenden Gegend auch natürlich vorkommen oder vorkommen könnten.

  • Er soll den Möglichkeiten entsprechend abwechslungsreich in Bereiche wie Naturhecken, Blumenwiesen, Staudenbeete, Ruderalflächen, Feuchtbiotope (Teiche) und Trockenmauer gegliedert sein. Diese Bereiche können dann weiter mit Steinen, Holz und unterschiedlichem Untergrund (z.B. Humuserde, Sand, Kies, oder Mergel)  und Bepflanzung weiter strukturiert werden  und so mannigfaltige Lebensräume anbieten.

  • Er soll ästhetisch und emotional einladend sein. Man soll sich darin wohlfühlen können.

  • Es soll nur torffreie Erde verwendet werden und auf Gift soll verzichtet werden.

 

Es ist für mich akzeptabel in einem Garten neben naturnahen Bereichen auch konventionelle, ‘ordentliche’ Bereiche zu planen und zu realisieren. Nicht alle GartenbenützerInnen fühlen sich in einem konsequent naturnahen Garten wohl. Denn naturnahe Bereiche können zeitweise auch chaotisch und unordentlich aussehen. Da kann man aber auch je nach Bedürfnis ordnend eingreifen und z.B. ein wilde, hohe und verblühte Wiese wieder zurückschneiden, dass schon nach wenigen Wochen eine neue Blütenpracht erscheinen kann.

 

Schon einzelne einheimische Stauden, ein paar Quadratmeter Blumenwiese, einzelne einheimische Büsche, ein Stein- oder ein Asthaufen sind wertvoll, laden zu ausgedehnten Beobachtungen ein und können Freude bereiten. Besser Etwas als nichts. So können unter Umständen Ausbreitungs-Brücken für Tiere und Pflanzen entstehen, die sonst faktisch isoliert wären.

 

Es kann auch Sinn machen, sich an einen naturnahen Garten heranzutasten. Man kann mit einzelnen Bereichen im Garten beginnen, z.B. mit ein paar Quadratmeter Blumenwiese, oder ein paar Büschen, oder mit einzelnen mehrjährigen Stauden. Sinnvoll ist es aber in jedem Fall, sich gut zu überlegen, was man von dem eigenen Garten erwartet und wünscht. Ein Gesamtplan des Gartens ist sicher hilfreich, auch wenn dieser immer wieder abgeändert wird.

 

Büsche und Naturhecken

Naturhecken sind relativ einfach zu realisieren. Ich ziehe Büsche im Container (Topf) den wurzelnackten (ohne Erdballen) vor. Sie können nahezu jederzeit gesetzt werden, sind allerdings teurer.

Beim Pflanzen von Sträuchern muss man berücksichtigen, dass sich die jungen, relativ kleinen Pflanzen nach einigen Jahren zu veritablen Büschen entwickeln können und problemlos Höhen von drei und mehr Meter erreichen können. Auch wenn man unsere einheimischen Büsche problemlos schneiden kann, soll es ja nicht Absicht sein, die Pflanzen häufig zurückzuschneiden.

Es ist sicher auch von Vorteil, wenn man seine Pläne mit Nachbarn bespricht. So kann man vermeiden, dass man die Sträucher häufiger als vorgesehen zurückschneiden muss. Wertvolle Informationen kann man in der Birdlife Anleitung finden.

 

Ich habe gute Erfahrungen mit folgenden Sträuchern gemacht (eine kleine Auswahl, detaillierte Informationen z.B. in Steiger (2016), oder in der BirdLife Publikation ‘Bäume und Sträucher im Siedlungsraum’ :

  • Schwarzdorn (= Schlehdorn; Prunus spinosa): Er ist einer der Ersten, die im Frühling (weiss) blühen. Die Früchte, kleine blaue ‘Zwetschgen’, sind essbar. Er ist mit Dornen versehen und eignet sich gut für einen Lebhag.

  • Gewöhnlicher Schneeball (Viburnum opulus): Im Frühling mit sehr schönen weissen Blütendolden. Die leuchtend roten Beeren überleben vielfach bis ins Frühjahr. Es ist ein robuster, dornloser Strauch, der auch Totalfrass seiner Blätter gut übersteht.

  • Wolliger Schneeball (Viburnum lantana): mit weissen Blütendolden und roten, später schwarzen Beeren. Soll etwas grösser werden können (5 m) als der gewöhnliche Schneeball (4 m).

  • Rote Heckenkirsche (Lonicera xylosteum): mit ungewöhnlichen, schönen, cremefarbigen Blüten und roten Beeren.

  • Roter Hartriegel (Cornus sanguinea): mit weissen Blüten im Frühling und schwarzen Beeren im Herbst. Dieser Strauch eignet sich auch in der Nähe von Wegen, da er keine Dornen besitzt.

  • Scharzer Holunder (Sambucus nigra): Schnell wachsender Strauch und Kleinbaum mit wunderbar riechenden weissen Blüten. Die schwarzen Beeren sind für Mensch und vor allem Vögel essbar.

  • Wildrosen (z.B. Hundsrose (Rosa canina, bis 5 Meter hoch), vielstachelige Rose (Rosa spinosissima, klein- bis mittelwüchsig, weiss blühend), vielblütige Rose (Rosa multiflora, weiss blühend, bis ca. 2.5 m). Wildrosen sind besonders im Frühsommer wegen ihrem Blütenmeer Blickfänger. Aber auch im Herbst/Winter sind die meist leuchtend roten Hagebutten eine Augenweide.

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Abbildung: Im Vordergrund Vielblütige Rose (Rosa multiflora), 22. Mai 2022, ca. drei Jahre nach Setzen.

  • Vogelbeerbaum (=Eberesche; Sorbus aucuparia): Schlank- und raschwüchsiger Strauch/Baum, vielblütig, mit roten Beeren die z.B. von Amseln heiss begehrt sind. Im Herbst mit farbenprächtigem Laub. Kann auch als Gruppe gepflanzt werden.

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Abbildung: Von links nach rechts: Vogelbeerbaum, rote Heckenkirsche, Hartriegel und im Hintergrund Spitze von Kirschbaum. 21. Juli 2022.

  • Sal-Weide (Salix caprea): Raschwüchsiger Strauch oder kleiner Baum. Die männlichen Pflanzen mit Weidenkätzchen, die von Wild- wie Honigbienen wegen dem frühen Pollenangebot heiss begehrt sind. Damit man nicht dauernd am Zurückschneiden ist, sollte man dieser Pflanze genügend Raum gönnen.

Staudenbeete

Mehrjährige Stauden in einem Beet angepflanzt, sind wahrscheinlich etwas pflegeleichter und erfolgs-sicherer als Blumenwiesen (vgl. unten).

Bei mir haben sich folgende mehrjährige Pflanzen (Stauden) in unserer humösen Gartenerde als gut wüchsig, meist über mehrere Wochen blühend und recht resistent gegen Schneckenfrass erwiesen:

  1. Blau blühend: z.B. Gemeiner Natterkopf (Echium vulgare), Wegwarte (Cichorium intybus), Pfirsichblättrige (Campanula persicifolia) und Nesselblättrige Glockenblume (Campanula trachelium)

  2. Gelb blühend: z.B. Rainfarn (Tanacetum vulgare),  Färber-Hundskamille (Anthemis tinctoria),

  3. Weiss blühend: z.B. Schafgarbe (Achillea millefolium) und Muskateller-Salbei (Salvia sclarea). 

  4. Rot blühend: Der Maraschino-Salbei, ist verholzt und demnach ein (kleiner) Strauch. Er stammt ursprünglich vom südlichen Texas und Mexiko und blüht bei uns vom Frühling bis in den Herbst. Er wird häufig von Holzbienen, Gartenwollbienen und weiteren Wildbienen besucht. Er ist kälteempfindlich, hat aber bei uns die letzten 3 Winter unter einem Deckastschutz gut überstanden.

Ich habe die Stauden meist in Gruppen von 3 - 5 Pflanzen gesetzt. So können sie optisch intensiver wirken. Für die Insekten ist dies wahrscheinlich auch effizienter und lohnenswerter.

Abbildung : 2.Juli 2022. Im Herbst 2021 gepflanzte Stauden (mehrjährige Pflanzen) in Gruppen von meist drei Stöcklein gesetzt. Von links nach rechts: kleine Rudbeckien, Acker-Glockenblume (Campanula rapunculoides), zahllose gelbe Färberkamillen (Anthemis tinctoria), rechts davon unten Gamander, Rainfarn (Tanacetum vulgare, in ‘Ecke’, noch nicht blühend), Schafgarbe (Achillea millefolium), nesselblättrige Glockenblume (Campanula trachelium) und weitere Gruppe Rainfarn.

Der mediterrane Muskateller-Salbei (Salvia sclarea) durfte wegen seiner wunderschönen Blüten und seinem betörenden Duft nicht fehlen. Er ist auch eine gute Bienenweide. Die pechschwarzen Holzbienen, die zu den grössten einheimischen Wildbienen gehören, sind hier, neben anderen Wildbienen, regelmässige Gäste.

 

Auf infoflora.ch kann man abklären, ob eine Pflanzenart im Gebiet vorkommt. Etwas einfacher geht es mit einem Klick von der sehr empfehlenswerten Bestimmungsapp ‘Flora Helvetica’ aus.

Ausprobieren sollte man auch in jedem Fall die Gratis-App ‘Flora incognita’. Sie hat mir meistens richtige Diagnosen gestellt, wenn ich nicht sofort die Pflanzen mit dem Schlüssel bestimmen wollte. Die App speichert auch frühere Bestimmungen unter ‘Meine Beobachtungen’. Sie dokumentiert also, was ich bestimmt habe.

 

Blumenwiesen

Meine Erfahrungen mit Blumenwiesen sind etwas durchzogen. Ich habe zwar einige schöne Ergebnisse erreicht:

Abbildung: Wiese am 20. Juli 2022, drei Monate nach Ansaat mit UFA-Wildblumenwiese Original CH-G: Von Wildbienen häufig besuchte Korbblütler (Asteraceae) wie Wiesen-Ferkelkraut (Hypochaeris radicata), Kleinköpfiger Pippau (Crepis capillaris, von selbst gewachsen), Kornblume (Centaurea cyanus, Rätsel warum so viele, denn nicht in Samenmischung), Wilde Möhre (Dauca carota), Klatschnelke (Silene vulgaris, die meisten schon verblüht) etc.

Abbildung: Wiese im zweiten Jahr nach Aussaat (30. Mai 2019). Margeriten, Wiesensalbei, Saat-Esparsette, etc.

Abbildung: Blumenwiese Anfang Mai 2020 mit Margeriten, Kuckuckslichtnelken, Saatesparsetten, Wiesenbocksbart, Feld-Wittwenblume etc.

Abbildung: Nach Verblühen von Gräser und Frühblüher wird es etwas weniger farbenprächtig. Verbena, echtes Labkraut (mit veritablem Honigduft), Schafgarben und wilde Möhren sind aber nicht weniger bezaubernd. (4. Juli 2019).

Nach meinen Erfahrungen sind Blumenwiesen aber keine Selbstläufer. Meist habe ich in den Jahren nach Aussaat eingeschritten und habe übermässigen Grasbewuchs oder zu häufiges Auftreten von einzelnen Arten wie Spitzwegerich (Plantago lanceolata) oder kriechender Hahnenfuss (Ranunculus repens)  kleinräumig entfernt und auch nachgesäht oder Stauden wie Feld-Witwenblume (Knautia arvensis) in Lücken gesetzt.  In unserem Garten haben wir recht nährstoffreiche Böden. Diverse Gräser sind hier konkurrenzmässig sehr stark und können Blütenpflanzen mit der Zeit verdrängen.

Wenn immer möglich versuche ich Ende April oder Mai anzusäen. Laut Aussaht-Anleitung ist die optimale Zeit von April bis Mitte Juni. In unserem Garten haben wir viele braune Nacktschnecken, die Jungpflanzen, insbesondere Salbei-Arten zum Fressen gern haben. Die sind im Frühling normalerweise weniger aktiv als später. Wenn man die Saat nicht z.B. mit Metallabschrankungen schützt, kann der Erfolg in Frage gestellt sein. Bierbecher, ebenerdig in den Boden verlegt, ziehen Schnecken an, leider aber auch andere wirbellose Tiere, wie Käfer, Hundertfüssler etc. Diese Selektionsmethode ist demzufolge für mich nicht die ideale Strategie. Nacktschnecken sind am Abend oder frühen Morgen und besonders bei regnerischem Wetter aktiv. Dann kann man sie einsammeln und in den Gartenkompost dislozieren und hoffen, dass sie von dort nicht mehr ausbüchsen. Der Kompost sollte ja eigentlich ein Schlaraffenland für diese Schnecken sein!

Blumenwiesensamen von schweizer Pflanzen gibt es z.B. von Schweizer Samen ‘Nutriflor’. Diese haben den Vorteil, dass Blumensamen separat von Gräsersamen geliefert werden. Auf diese Weise haben die Blumen mindestens zu Beginn weniger Konkurrenzdruck durch Gräser. Die Gräser haben sich jeweils von selber eingefunden. Alternativ habe ich auch UFA-Wildblumenwiese Original CH-i-G von der Landi verwendet. UFA soll auch vermehrt regionale Samen liefern, allerdings erst ab 500 m2 (Stand 10. März 2023).

Anleitungen, wie man Blumenwiesen ansäen soll, gibt es z.B. unter https://www.ericschweizer.ch/de/rasen/saeen/blumenwiesen-/-blumenrasen bei Nutriflor für nährstoffreiche Böden.

Trockenstandorte

Abbildung : Mergelplätze können ein mediterranes Flair ausströmen: Säuleneiben, Muskateller-Salbei, Eisenkraut, Katzenminze, etc.  Im Hintergrund Mitte bis rechts: Ansaht von Ruderalpflanzen (UFA Blütenzauber, ausdauernd). Links Zyklopenmauer. Situation im Juli 2022 nach Erstellen des Platzes im Spätsommer des Vorjahres.

Abbildung: Hier ein anderer Trockenstandort, ein ehemaliger Pferde-Sandplatz, dicht besiedelt von vielen Kleinköpfigem Pippau (Crepis capillaris), die von mindestens vier verschiedenen Wildbienenarten häufig besucht wurden.

Oder wie in der folgenden Doppelmauer ( ca. 7 m lang, 1 m breit und 50 cm hoch):

Abbildung : Von rechts nach links auf Mauer: Büschel Graslilie, noch nicht blühend, Gemeines Sonnenröschen (Helianthemum nummularium), Rainfarn, Hauswurz etwas kümmerlich, Thymianpolster mit Kartäusernelke, grosser Büschel Graslilie noch nicht blühend. 1. Juni 2022.

In der folgenden Abbildung ist eine ähnliche Region der Mauer abgebildet, aber  etwas mehr als einen Monat später (7. Juli 2022):

Abbildung : Auf Mauer von links nach rechts: Karthäusernelken, Thymian, Graslilien, Kugelköpfiger Lauch (kleine purpurfarbene Kugeln) und Wegwarte, neben der Mauer. 7. Juli 2022.

Detaillierte Informationen zur Förderung von Wildbienen findet man in den äusserst wertvollen, herunterladbaren folgenden Dokumenten von WildBee und Gallmann et al (2014).

Empfehlenswerte Literatur

 

BirdLife: Bäume und Sträucher der Schweiz. Broschüre, 55 p, kann bei https://www.birdlife.ch/de/shop/ bestellt werden.

Gallmann P. et al (2014)  Expertenbericht - Vorschläge für Massnahmen zur Förderung der Gesundheit der Bienen. Hrsg Agroscope, Liebefeld. 48 pp.  URL: https://ira.agroscope.ch/de-CH/publication/33801

Polak, P. (2022): Pflegeleichte Naturgärten gestalten. 192 pp. BLV, ISBN 978-3-96747-073-4.

Steiger P.  und C. Glauser: Bäume und Sträucher im Siedlungsraum. BirdLife Schweiz Publikation ( https://www.birdlife.ch/de/content/baeume-und-straeucher-im-siedlungsraum#:~:text=Funktionen%20der%20B%C3%A4ume%20und%20Str%C3%A4ucher,menschliche%20Wohlbefinden%20und%20die%20Gesundheit , Broschüren zum Herunterladen unter ‘Materialien’).

Steiger P. (2016) Esche, Espe oder Erle?. Ott Verlag. Gewichtiges Nachschlagebuch mit unzähligen interessanten und sehr hilfreichen Informationen.728 Seiten.

Steiger P. (2020) Heimische Wildstauden im Garten. Ulmer Verlag. 166 Seiten. Unter anderem mit vielen Vorschlägen für die Bepflanzungen von unterschiedlichen Standorten und äusserst hilfreichen Informationen, die einem die Auswahl der Pflanzen sehr erleichtert.

Tschäppeler S. und Haslinger A. (2021) Natur braucht Stadt. Berner Praxishandbuch Biodiversität. Publiziert von Stadtgrün Bern. 272 pp. (kann bei ProNatura Shop bezogen werden.)

Wildbee (2017) (herunterladbare Broschüre): Erdnistende Wildbienen. Anlegen von offenen Bodenflächen, Sandhaufen, Randkanten, überhängenden Abrissen, Steilkanten, etc. URL: 

https://ebooks.wildbee.ch/erdnister/mobile/index.html 29. Januar 2023.

Witt R (2021) Natur für jeden Garten. Naturgartenverlag ISBN 978-3-00-041361-2. 481 pp. Mit vielfältigen Informationen und Anregungen in jeder Beziehung. Sehr empfehlenswertes Buch. Zu beziehen z.B. bei ProNatura - Shop (URL: https://shop.pronatura.ch/collections/informieren?page=2   14Feb2023)

 

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