top of page

Hautflügler (Ordnung Hymenoptera) sind mit ca. 12'000 Arten die artenreichste Insektenordnung in Mitteleuropa. Sie sind in der Regel durch zwei Paar häutige Flügel, die mit Häkchen miteinander verbunden werden können, Mundwerkzeuge mit Kiefernzangen (Mandibeln) und Zunge (Glossa) charakterisiert (1). Sie machen eine vollkommene Verwandlung durch (Ei, Larve, Puppe, Imago = Erwachsenenstadium). 

Vereinfachter Überblick über die Einteilung der Hautflügler (Hymenoptera):

Klasse Insekten (Insecta)

Ordnung Hautflügler (Hymenoptera) (Schweiz CH ca. 7'000 Arten (3)

1. Pflanzenwespen (Symphyta) (zwischen Brust und Hinterleib nicht eingeschnürt). (D nahezu 800 bekannte Arten (8) ).

2. Taillenwespen (Apocrita)  Sie sind durch eine ausgeprägte Einschnürung zwischen Brust und Hinterleib, der sogenannten               Wespentaille,  charakterisiert           

 2.1. Legwespen (=Legimmen, Terebrantes, auch Parasitica genannt) Im Gegensatz zu Stechwespen mit 2. Schenkelring,                    Fühler der grossen und mittelgrossen Tiere mehr als 13gliedrig. Die Legwespen sind in der Regel Brutparasiten und                      besitzen häufig eine lange Legeröhre mit der sie ihre Eier in Puppen, Larven oder Eier anderer Insekten ablegen.

    2.1.1. Schlupfwespen im weiteren Sinne (i.w.S) (Ichneumonidea, mit den eigentlichen Schlupfwespen (Ichneumonidae)                            CH mehr als 1'400 bekannte Ichneumonidae-Arten (9)  )  

    2.1.2Gallwespen im weiteren Sinne (i.w.S.) (Cynipoidea, in D ca. 1'800 Arten (8)), 1 - 5 mm, meist schwarz oder braun,                          kein Randmal am Flügel. Können in zwei Hauptgruppen unterteilt werden: a) ernähren sich von Pflanzenstoffen

              b) Schmarotzer bei anderen Insekten

    2.1.3. Erzwespen i.w.S. (Chalcidoidea kleine bis kleinste Insekten, Mehrzahl zwischen 1 - 2 mm. Kleinstes Insekt,                                      Alaptus magnanimus, mit 0,2 mm Körperlänge. Körperfärbung häufig metallisch bunt, auch schwarz und gelb                            und bräunliche Farbtöne. Kennzeichnend sind kurze, gekniete Fühler, Flügelgeäder stark rückgebildet, kein                              Randmal, keine  geschlossenen Zellen. Legebohrer entspringt auf Bauchseite

      plus weitere Gruppen

 2.2. Stech-wespen/-immen (Aculeata) Körperlänge 1 - 70 mm. Erwachsene Stechwespen sind fast ausnahmslos                          Blütenbesucher. Nur als Larven nehmen sie - mit Ausnahme der Bienen - fleischliche Nahrung zu                                                sich. Bei den Stechimmen wurde der Legeapparat in der Evolution in einen Giftstachel umgewandelt. Sie legen                              ihre Eier durch eine Öffnung an der Basis des Giftstachels ab (1).

  2.2.1. Bienen (Apidae) (CH rund 615 Arten, (1) ) Bienen unterscheiden sich von den allermeisten anderen Vertretern                             der Stechimmen durch die Art der Nahrung, die sie für ihre Larven bereitstellen. Diese besteht aus einem                                       Gemisch aus Pollen und Nektar, die mit körpereigenen Drüsensekreten ergänzt werden können. Die Larven aller                           übrigen Stechimmen ernähren sich von Insekten oder Spinnen, die ihnen von den Weibchen zur Verfügung                                     gestellt werden (1).

  2.2.2. Falten-Wespen (Vespidae) (CH 97 Arten (6) ) Vorderflügel werden in Ruhe längs gefaltet (10). Mit vielen                                    sozialen Arten.

  2.2.3. Ameisen (Formicidae) (CH 132 Arten (4) ) Ausnahmslos sozial. Kastenbildung mit 1) eierlegenden Königin,                              die nach Befruchtung sich der Flügel entledigt, 2) nicht oder nur ausnahmsweise fertilen, flügellosen                                          Arbeiterinnen, ev. 3) Soldaten, und  4) geflügelten Männchen. (11)

   2.2.4. Goldwespen (Chrysididae) (CH ca. 100 Arten (7); Mitteleuropa über 200 Arten (12) ). Fühler bei beiden                                      Geschlechtern mit 13 Glieder. Farbenprächtigste Insekten!

   2.2.5. Grabwespen im weiteren Sinne (Spheciformes)

              - Echte Grabwespen (Crabronidae) (CH geschätzt 235 Arten (5) )

              - Langstiel-Grabwespen (Sphecidae) (CH ca. 16 Arten (5) )

              - Schaben-Grabwespen (Ampulicidae) (CH 3 Arten (5) )

              plus weitere Gruppen

                         

Xylocopa 2.jpg

Die Holzbienen (Xylocopa spec) gehören mit 20 - 28 mm zu den grössten einheimischen Wildbienen. Wie der Name sagt, bauen sie ihre Kinderstuben meist in Holz. Im Gegensatz zu den meisten anderen einheimischen Wildbienen erleben die Gründer-Holzbienenweibchen das Schlüpfen ihrer Nachkommen im Sommer. Eventuell kommen schon einfachere soziale Verhaltensweisen vor. In unserem Garten können sie regelmässig an Maraschino- und Muskateller-Salbei beobachtet werden. Holzbienen sammeln und transportieren Pollen und Nektar im Kropf. Sie besitzen keine weiteren Sammeleinrichtungen.

Die gehörnte Mauerbienen (Osmia cornuta) erscheinen bei uns im Garten als eine der ersten Wildbienen regelmässig und recht häufig ab Ende Februar-Anfang März. Sie bauen ihre Nester z.B. in Holzlöcher oder Bambusröhren von Bienenhäuser. Das deutlich kleinere Männchen erkennt man an der weissen Kopfbürste. Die Weibchen besitzen auf der Unterseite des Hinterleibs eine Bürste mit der sie Pollen für ihren Nachwuchs sammeln. 

Osmia cornuta.jpg
Colletes.jpg

Seidenbienen (Colletes)  kleiden ihre Brutzellen mit einer durchsichtigen, wasserdichten, celophanartigen Membran aus (-> Name). Alle Arten sind solitär und nisten in der Erde, z.T in grossen Kolonien.

Deutsche Wespe (Vespula germanica, Faltenwespen) Bauen individuenreiche Nester, überwiegend unterirdisch mit oft mehr als 1'000 Individuen. Nur Königinnen überwintern. (8)

Töpferwespe (Eumenes, Faltenwespen) Die Weibchen bauen Mörtelzellen, die sie mit Schmetterlingsraupen als Nahrung für die Brut versehen. (6)

Grabwespe (Cerceris, Aculeata) Beutetiere für die Nachkommen sind Käfer und Bienen. (14)

Wegwespe (Pompilidae, Aculeata) mit einer erbeuteten Springspinne, die als Nahrung für ihres Junge erbeutet wurde.

Schmalbauchwespe (Legwespen, Terebrantes) Parasitoide bei solitär lebenden Bienen.

Schmalbauchwespe (Gasteruption), Schafgarbe.jpg

Keulenwespe (Sapygidae, Aculeata) Alle Keulenwespen sind Brut- oder Futterparasiten bei solitär lebenden Bienen. (2)

Erzwespe (Chalcidoidea, Legwespen) auf Ringelblume. Die meisten Erzwespen sind Parasitoide. Es gibt jedoch auch Pflanzen fressende Arten. Erzwespen verwenden für ihre Entwicklung Eier, Larven und Imagines von Insekten und Spinnenartigen. Erzwespen sind die erfolgreichste Tiergruppe in der biologischen Schädlingsbekämpfung. Aber auch als Schädlinge sind sie wirtschaftlich wichtig (13). 

Goldwespe-3.jpg

Goldwespe (Chrysididae, Aculeata) Ausgewachsene Goldwespen ernähren sich von Nektar oder Honigtau. Larven entwickeln sich entweder als Parasitoide auf anderen Wespen, solitären Bienen, Pflanzenwespen oder kleptoparasitisch vom Proviant der Wirte (12).

Blattwespe (Tenthredinidae; Pflanzenwespen Symphyta; 6 mm). Die fehlende Wespentaille ist hier klar zu erkennen. Die Familie der Blattwespen (Tenthredinidae) ist die grösste Familie der Pflanzenwespen mit fast 600 Arten in Deutschland (8). (in einer Wasserlache im Garten ertrunken aufgefunden).

Pflanzenwespe, Blattwespe (Tenthredinidae).jpg

Verwendete Literatur

(1) Amiet F. & A. Krebs (2019) Bienen Mitteleuropas. 424 pp. Haupt Verlag.

(2) Westrich P. (2018) Die Wildbienen Deutschlands. 824 pp. Ulmer Verlag.

(3) Baur H. Katalog der Hymenopteren der Schweiz. URL: http://www.cscf.ch/cscf/de/home/projekte/partnerprojekte/katalog-der-hymenopteren-der-sch.html 28Dez2022.

(4) BAFU Ameisen. URL: https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/chemikalien/fachinformationen/sorgfaeltiger-umgang-mit-biozidprodukten/schaedlingsbekaempfung-v2/ameisen2.html

(5) Neumeyer R (2013) Oryttus concinnus (Rossi, 1790) nach 126 Jahren in der Schweiz wieder entdeckt (Hymenoptera: Crabronidae). Entomo Helvetica. 6: 145 –148.

(6) Neumeyer R (2019) Vespidae. Fauna Helvetica 31, info fauna CSCF, Neuchatel. 

(7) Museen Luzern. Goldwespen. URL: https://www.museenluzern.ch/de/trouvaillen/goldwespen-sammlung-von-dr-h-c-walter-linsenmaier

(8) Stresemann E (2011) Exkursionsfauna von Deutschland. Spektrum Verlag. 976 pp.

(9) Artmann-Graf G (2012) Neue Schlupfwespenfunde (Hymenoptera: Ichneumonidae) für die Schweiz. Entomo Helvitica. 5: 109 – 115. 

(10) Neumeyer R (2019) Vespidae. Fauna Helvetica 31. info fauna CSCF, Neuchatel.

(11) Kutter H (1977) Formicidae. Insecta Helvetica 6. Schweizerische Entomologische Gesellschaft. 298 pp.

(12) Wiesbauer H et al (2020) Die Goldwespen Mitteleuropas. Ulmer Verlag. 254 pp.

(13) Noyes JS Universal Chalcidoidea Database. URL: https://www.nhm.ac.uk/our-science/data/chalcidoids/introduction.html .

       6.1.2023.

(14) Blösch M (2014) Grabwespen. Neue Brehm Bücherei. 219 pp.

bottom of page